472 Kilometer von Degerloch nach Cannstatt: Stuttgart Surge will ins Finale „dahoim“
Eigentlich sind es nur 5,2 Kilometer Luftlinie zwischen dem GAZi-Stadion auf der Waldau in Stuttgart-Degerloch und der MHPArena in Bad Cannstatt. Doch für die Stuttgart Surge liegen noch 472 Kilometer dazwischen – so groß ist nämlich der Umweg über Unterhaching, den das Team am kommenden Sonntag, den 31. August 2025, nehmen muss. Um 15:00 Uhr trifft die Surge im Halbfinale der European League of Football im Sportpark Unterhaching zum dritten Mal in dieser Saison auf die Munich Ravens. Das Ziel ist klar: Den letzten Schritt machen, um im Finale in der eigenen Stadt auflaufen zu dürfen – unter dem Motto „Bring it home“. Schon jetzt haben zahlreiche Fans angekündigt, ihr Team nach Unterhaching zu begleiten und die Surge im Stadion lautstark zu unterstützen.
Die Vorzeichen für das Halbfinale könnten kaum spannender sein. Die Munich Ravens, trainiert von Head Coach Kendral Ellison, haben die Regular Season als zweitbestes Team abgeschlossen und sich zuletzt mit einer Serie von neun Siegen über den Seed 2 direkt ins Halbfinale gespielt. Mit einer Bilanz von 11–1 gewannen sie die South Division souverän – die einzige Niederlage kassierten sie gegen die Surge. Zuhause sind die Ravens in dieser Saison ungeschlagen. Stuttgart hingegen musste den längeren Weg gehen: Nach einer starken Regular Season (10–2) und dem Sieg der West Division sicherte sich die Surge den Seed 3 und folglich in der Wild-Card-Runde gegen die Madrid Bravos den siebten Pflichtspielsieg in Folge. Das Team von Jordan Neuman kommt also mit reichlich Schwung nach Unterhaching und profitiert womöglich von der Kontinuität, während die Ravens aus einer Bye Week kommen und unter Umständen ihren Rhythmus neu finden müssen.
Ein Blick in die Statistiken der Regular Season zeigt die feinen Unterschiede beider Teams. Bei den Total Yards pro Spiel liegt die Surge mit 412,7 Yards auf Platz zwei der Liga, während die Ravens mit 398,0 Yards Rang vier belegen. Im Passspiel hat Stuttgart klare Vorteile: 264,8 Yards pro Spiel bedeuten Platz vier ligaweit, während die Ravens mit 203,5 Yards nur auf Platz zehn rangieren. Im Laufspiel hingegen ist München brandgefährlich. Mit 197,3 Rushing Yards pro Spiel stellt Ellisons Team die zweitbeste Lauf-Offense der Liga, während Stuttgart mit 150,4 Yards auf Platz neun liegt. Der beste Runner bei den Ravens ist Justin Rodney mit 1082 Yards und 11 Touchdowns. Auch wenn die Stuttgarter beim Laufen statistisch schwächer zu sein scheinen, zeigt die Surge eine enorme Effizienz im kurzen Running Game: Runningback Kai Hunter erzielte in der Regular Season 10 Touchdowns, Runningback Tomiwa Oyewo 5 Touchdowns und Quarterback Reilly Hennessey 6 Touchdowns.
Im Fokus steht bei den Ravens Quarterback Russell Tabor, ein echter Dual-Threat. Er erlief in der Saison 663 Yards und 13 Touchdowns und warf zudem für 2.315 Yards und 27 Touchdowns. Seine zehn Interceptions zeigen jedoch auch seine Anfälligkeit.
Hennessey wirft im Vergleich deutlich abgeklärter: Nur drei Interceptions in der gesamten Regular Season sprechen für seine Ruhe und Übersicht.
In der Defensive spricht vieles für Stuttgart. Die Surge führt die Liga mit 16 Turnovers und 48 Sacks an und erlaubt im Schnitt nur 265,8 Yards pro Spiel, was Platz zwei bedeutet. Die Ravens-Defense liegt in diesen Kategorien deutlich dahinter: Mit nur zwei Turnovers (Platz neun), 29 Sacks (Platz fünf) und 342,5 zugelassenen Yards pro Spiel (Platz neun) hat sie statistisch das Nachsehen. Gerade im Druck auf Tabor könnte die Entscheidung fallen – die Defensive Line der Surge hat bereits mehrfach bewiesen, Spiele fast im Alleingang prägen zu können, zuletzt im beeindruckenden Wild Card-Spiel vergangene Woche gegen die Madrid Bravos, der stärksten Offensive der Liga.
Beide Teams haben 2025 zuhause eine „weiße Weste“ und beide wollen im Endspiel in Stuttgart stehen. Für die Ravens wäre es die Krönung einer dominanten Saison, für die Surge wäre es das große Highlight: ein Finale in der MHPArena, vor heimischem Publikum, im Herzen der Stadt. Doch bevor es von Degerloch nach Cannstatt geht, führt der Weg eben über 472 Kilometer Umweg nach Unterhaching. Dort entscheidet sich, ob die Surge ihren Traum tatsächlich „nach Hause bringen“ kann.
Bevor es gedanklich ins Finale geht, mahnt Surge-Head Coach Jordan Neuman aber zum Fokus auf Sonntag:
„Natürlich träumen wir alle davon, im Finale in Stuttgart aufzulaufen – aber bevor wir über das sprechen, müssen wir uns komplett auf die Munich Ravens konzentrieren.
Die Munich Ravens sind ein extrem starker Gegner. Wir kennen sie sehr gut, aber sie kennen auch uns sehr gut. Es wird ein harter, physischer Fight werden, bei dem Kleinigkeiten den Unterschied machen können. Deshalb ist es wichtig, dass wir voll fokussiert in dieses Halbfinale gehen. Wir hoffen dabei auf die Unterstützung unserer Fans aus Stuttgart und ganz Baden-Württemberg. Gegen Madrid hat man gesehen, wie groß der Einfluss einer lauten, positiven Unterstützung der Fans sein kann. Das wollen wir auch in Unterhaching spüren.“
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